Die Geschichte des norddeutschen Dinkels
Dinkel, das ist eine sogenannte Urgetreide-Art. Man nennt Dinkel so, da er seit vielen tausend Jahren im Anbau dennoch fast unverändert geblieben ist.
Die Ursprünge des Dinkels liegen vermutlich vor ca. 15.000 Jahren in Asien. Die ältesten Funde von Dinkel sind über 7000 Jahre alt und stammen aus Westarmenien und den Tälern des Ararat-Gebirges im Nahen Osten. Auch in Europa ist Dinkel eines der ältesten Getreide, bereits in der Jungsteinzeit von 2500 bis 1700 v. Chr. wurde er nachweislich in Polen, Süddeutschland und Dänemark angebaut.
Dinkel war im Mittelalter bis ins 18 Jahrhundert in Deutschland weit verbreitet. Erst Anfang des letzten Jahrhunderts wurde er immer mehr vom Weizen verdrängt.
Zur Ernährung muss beim Dinkel erst der feste Spelz, eine natürliche Schutzhülle, vom Korn gelöst werden, vorher ist Dinkel für die menschliche Ernährung nicht geeignet. Da sich der Spelz (auch „Vesen“ genannt) nur sehr schwer vom Korn entfernen lässt, war der Weizen ohne Spelz für die Gewinnung von Nahrung ohne großen Aufwand eine großartige Weiterentwicklung in der Ernährung der Menschheit.
Aus diesem Grund geriet der Dinkel immer mehr in Vergessenheit. Nur in einigen Regionen in Süddeutschland konnte sich der Dinkel als regionale Spezialität bis in unsere Zeit halten.
Seit einigen Jahrzehnten erlebt Dinkel eine Wiederentdeckung, insbesondere ausgelöst durch seine große Bedeutung im Bio-Anbau. In den letzten Jahren wird Dinkel aber vermehrt in allen Nahrungsmittel-Bereichen angeboten, da viele Menschen den Dinkel sehr zu schätzen gelernt haben.
Dabei hat Dinkel einige Vorteile, die seine Liebhaber besonders schätzen:
- Dinkel hat deutlich mehr Protein (Eiweiß) als Weizen!
- Dinkel enthält auch mehr Kieselsäure, Fettsäuren, Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffen als Weizen.
- Dinkel enthält zwar auch Gluten, allerdings im Gegensatz zum Weizen-Gluten enthält Dinkel-Gluten kein ω-Gliadin. Dadurch empfinden viele Menschen Dinkel als bekömmlicher als Weizen.
- Dinkel ist außerdem fester Bestandteil der modernen Hildegard-Medizin, die sich auf die mittelalterliche Mystikerin Hildegard von Bingen beruft.
Zudem hat man bemerkt, dass Dinkel ein schmackhaftes Lebensmittel ist und besonders im Gebäck einen sehr guten, leicht nussigen Geschmack zeigt. Dies hat dem Dinkel neben allen anderen Vorteilen zu einer großartigen Rückkehr in unsere Ernährung verholfen.
Die Wiederentdeckung des Dinkels wurde besonders in seiner süddeutschen Heimat durch Pioniere vorangetrieben. Da aber echte regionale Erzeugung immer wichtiger wird, und viele Menschen nicht nur gesunde, sondern auch nachhaltig erzeugte Lebensmittel essen wollen, stellte sich im Jahr 2015 eine kleine Gruppe die Frage, warum Dinkel nicht auf den guten Böden in Südniedersachsen angebaut wird.
Das Projekt „Norddeutscher Dinkel“
Diese kleine Gruppe bestand aus einigen experimentierfreudigen Landwirten, dem Landhandel Weiterer und einer regionalen Mühle. Zusammen wurde ein Probeanbau ins Leben gerufen, da keiner der Beteiligten Erfahrung mit Anbau, Lagerung und Verarbeitung von Dinkel hatte.
Bereits im ersten Jahr zeigte sich, dass der Dinkel ganz hervorragend nach Südniedersachsen passte, die Qualitäten und Erträge übertrafen sogar die der süddeutschen Kollegen.
Auf dieser Basis wurde dann ein Vertragsanbau ins Leben gerufen, der für alle Beteiligte am Projekt ein gutes Einkommen und sichere Rahmenbedingungen garantiert.
Der große Erfolg des Projektes war für alle Beteiligten dann überraschend, so wuchs die Menge des angebauten Dinkels in den folgenden Jahren rasant an, da immer mehr Landwirte einsteigen wollten, und immer mehr Bäckereien den regionalen Dinkel in Ihr Angebot aufnehmen wollten. So wächst der Norddeutsche Dinkel heute einmal „um den Harz herum“ auf Feldern in Südniedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Hessen.
Wir sind stolz darauf, dass Dinkel von einem Getreide, dass vor fünf Jahren in der Region fast unbekannt war, heute zu einer festen Größe auf unseren Feldern geworden ist. Denn Abwechslung macht nicht nur auf dem Teller Spaß, sondern ist auch gut für unsere Natur!
Wo Wächst der norddeutsche Dinkel?
Wahrscheinlich sind sie über unsere Feldschilder zu unserer Seite gekommen, in diesem Fall haben Sie ein Dinkel-Feld schon gefunden!
Da wir aber natürlich nicht alle Felder mit Schildern ausgestattet haben, laden wir Sie gern zu einer Schnitzeljagd ein! Halten Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang oder der nächsten Radtour doch mal Ausschau nach weiteren Dinkel-Feldern!
Hier unser einfacher Guide, mit dem Sie zum Dinkel-Finder werden:
Tipp 1: Suchen Sie nach langen, hängenden Ähren
Dinkel-Ähren sind viel länger und flexibler als Weizenähren. Ab Juni können Sie daher den Dinkel gut vom Weizen unterscheiden, der insgesamt kleiner bleibt und dicke, feste und aufrechte Ähren hat. Zudem hat der Dinkel viel längere Blätter als der Weizen, und sieht daher oft auch vorher schon „wuschelig“ aus. Der Weizen hat eher bürstenartige Blätter, die steil nach oben stehen.
Tipp 2: Suchen Sie nach roten Feldern!
Wenn das Getreide im Juli zu reifen beginnt, wird der Weizen Goldgelb. Dinkel hingegen wird auch „Rotkorn“ genannt, denn Stroh und Ähren beginnen sich mit der Reife zunehmend rot zu färben. Das sieht in der Abendsonne oftmals sehr eindrucksvoll und farbenfroh aus. An Hängen kann man oft zusehen, wie sich die rote Farbe von oben nach unten ausbreitet.